Bayern: Zeitenwende für Oberau (B 2)
Nach nahezu 50 Jahren Wartens auf eine wirksame Verkehrsentlastung war es endlich so weit. Die nördlich von Garmisch-Partenkirchen gelegene Gemeinde Oberau feierte Ende Mai die Freigabe des mit knapp 3 km längsten Tunnels Bayerns im Zuge der Fertigstellung der Ortsumfahrung der B 2.
Der Tunnel Oberau, der nach dem Spatenstich im September 2015 nach siebenjähriger Arbeit nun den Verkehr der mit in Spitzenzeiten bis zu 45 000 Kfz/Tag hoch belasteten Bundestraße aufnimmt, ist ein Meisterwerk geworden. Weit über 300 Mineure und sonstige Bauschaffende waren rund um die Uhr im Einsatz und wurden mit den schwierigen geologischen Bedingungen, die das Gelände westlich Oberau bereitet hatte, fertig. Mit nahezu 260 Mio. € Baukosten ist es ein Projekt, das vom ersten Spatenstich an nicht nur höchste Präzision von den am Bau Beteiligten erforderte, sondern auch täglich hohe körperliche Anstrengungen mit sich brachte und das nun vollendet wurde. Die Tunnelbauer der Firma Marti haben ihren Beitrag zur Verkehrsentlastung der geplagten Gemeinde geleistet.
Einen besonderen Auftritt, der mit viel Beifall bedacht wurde, hatte die ehemalige Spitzenbiathletin Magdalena Neuner, die als Tunnelpatin eindrücklich ihr Erlebnis des Besuchs der Tunnelbaustelle schilderte und ihre Hochachtung vor den Leistungen der dort Arbeitenden zum Ausdruck brachte.
Die politischen Repräsentanten – neben Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter der parlamentarische Staatssekretär Michael Theurer aus dem BMDV, MdB Alexander Dobrindt, Landrat Anton Speer und 1. Bürgermeister Peter Imminger betonten neben der überregionalen Verkehrswirkung einhellig den Wert der Umfahrung für Oberaus Bürgerschaft und deren Lebensqualität und Verkehrssicherheit. Innerörtliche Dauerstaus und hohe Schadstoff- und Lärmbelastungen gehören nun der Vergangenheit an. Deutlich gelobt wurde die örtliche Bürgerinitiative VEO („Verkehrsentlastung Oberau“), die maßgeblich an der Realisierung der Umfahrung beteiligt war. „Ohne Euch und Eure Arbeit“, so Bürgermeister Imminger „würden wir heute nicht die Freigabe der Umfahrung und des Tunnels feiern können. Dafür danken wir VEO und ihrem Sprecher Josef Bobinger ganz ausdrücklich“.
VEO hatte sich, nach einem zunächst lockeren Zusammenschluss engagierter Bürgerinnen und Bürger, im Januar 2001 auf Vorschlag der GSV e.V. unter dem genannten Namen formiert. In zahllosen Aktionen (Bürgerbriefe, Demos, viele Schreiben nach Berlin und München, Besuch in Berlin, Simulation des Tunneleingangs usw.) gelang es der BI, das Thema Verkehrsentlastung für Oberau über Jahre hinweg auf der politischen Tagesordnung zu halten. Viele der Aktivitäten wurden mit der GSV e.V. abgesprochen und oder gemeinsam entschieden. Hilfreich war sicher auch die Funktion des Wahlkreisabgeordneten und zeitweiligen Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt, der sich durchgängig für die Umgehung stark gemacht hatte und der die Zusammenarbeit mit VEO auch besonders hervorhob.
Trotz vielfacher Verzögerungen ist für Oberau und seine Bürgerschaft nun die Zeitenwende Realität oder wie es Bürgermeister Imminger ausdrückte „noch nicht greifbar und wir werden längere Zeit brauchen, bis wir merken, dass die B2 für uns keine Belastung mehr bedeutet“.
Das nächste Vorhaben für Oberau besteht nun in der Realisierung der Umgehung im Zuge der aus Richtung Oberammergau kommenden B 23, für deren Bau sich die GSV e.V. zusammen mit VEO engagieren wird.
Aber an diesem Himmelfahrtstag 2022 war zunächst Feiern angesagt und zahllose Bürgerinnen und Bürger nutzten das am Tunneleingang organisierte Bürgerfest. Sie freuten sich einfach über die künftige verkehrliche Ruhe in ihrer Gemeinde nicht zuletzt dank des jahrelangen Engagements der aus ihren Reihen kommenden BI „Verkehrsentlastung Oberau“. Und die GSV e.V. freut sich mit.
Klaus Wild